Meine DNA gehört mir

meineDNA1Im letzten autonomen Blättchen gab der Text „kleine moleküle, großer effekt…? – über dna-entnahmen und die notwendigkeit solidarischen widerstandes“ einen Überblick über die neuere Entwicklung der DNA-Entnahme-Praxis durch die Bullen und warf Fragen nach einem offensiven und solidarischen Umgang mit Verweigerungen auf.

Wir fragen uns, wie weit verbreitet DNA-Entnahmen bereits sind – gerade auch außerhalb autonomer, anarchistischer, linksradikaler Kreise. Sind Leute mit DNA-Entnahmen in ihrem Umfeld konfrontiert oder selbst davon betroffen? Welche Haltung gibt es dazu bzw. wie sieht der Umgang mit einer Aufforderung zur DNA-Abgabe aus? Wir haben angefangen in verschiedene Stadtteile Hannovers zu gehen, um zu versuchen mit Leuten ins Gespräch zu kommen, mit denen wir in unserem Alltag kaum oder gar nicht in Kontakt kommen.

DNA-Entnahmen werden zunehmend bei kleineren „Delikten“ eingesetzt – das wundert uns nicht, denn auch wir erkennen in den delinquenten Alltagspraxen vieler Menschen eine Haltung, in der sich eine grundlegende Ablehnung des Staates und seiner repressiven Mittel ausdrückt. Deshalb haben wir bei diesen Praxen angesetzt, um uns mit verschiedenen Menschen auszutauschen und dabei vielleicht auch mögliche Verbündete zu finden, denen wir bisher noch nicht begegnet sind. Der Flyer, den wir für dieses Vorhaben entworfen haben, ist hier abgedruckt. Wenn ihr an der Kopiervorlage interessiert seid oder eure Erfahrungen oder Gedanken mit uns teilen wollt, könnt ihr uns über die unten angegebene E-Mail-Adresse erreichen.
Ein Bericht über unsere Begegnungen in den verschiedenen Stadtteilen wird im nächsten autonomen Blättchen folgen…

Meine DNA gehört mir!

Zocken im Supermarkt, Taggen, kleine Dealereien, gefälschte Fahrscheine… das kann alles dazu führen, dass die Bullen versuchen Leuten DNA abzunehmen. DNA enthält genetische Informationen und ist in allen Körperzellen vorhanden. Sie wird über Speichelproben oder Blutabnahmen entnommen. Eigentlich brauchen die Bullen einen richterlichen Beschluss dafür oder müssen „Gefahr in Verzug“ begründen können. Oft wird DNA aber auch einfach direkt vor Ort oder auf der Bullenwache entnommen. Eine Sache vorweg: Wenn Leute im Supermarkt klauen oder ihre eigenen Fahrscheine herstellen, finden wir das nicht falsch, sondern sehen darin einen praktischen Umgang mit sozialer Ungerechtigkeit. Graffiti ist für uns keine Sachbeschädigung, sondern Mitgestaltung der Stadt. Und Drogen gehen vor allem die Leute etwas an, die sie nehmen. Zudem ist es uns unwichtig, ob das tatsächlich wer gemacht hat oder die Bullen das nur behaupten.
Bei DNA-Entnahmen geht es vor allem darum Leute einzuschüchtern und ihnen Angst vor Geldstrafen oder Knast zu machen. Der Staat versucht möglichst viele DNA’s zu sammeln und in Datenbanken zu speichern, um kontrollieren zu können wer wo war oder etwas angefasst hat.

Wir lehnen DNA-Entnahmen aber auch ED-Behandlung und Ausweiskontrollen ab. Wir denken, dass der Staat mit Überwachung und Repression nicht zur Lösung unserer Probleme beitragen kann, sondern Teil des Problems ist. In einer Welt, wie wir sie uns vorstellen, entscheiden die Menschen gemeinsam über ihr Leben.
Wir und unsere Freund_innen kennen Probleme mit den Bullen. Einigen wurde DNA abgenommen, andere werden dazu aufgefordert. Wir finden es wichtig, das zum Thema zu machen, weil wir denken, dass viele Leute davon betroffen sind. Wir wollen, dass niemand damit alleine bleibt, sondern gemeinsam nach Strategien suchen, um uns zu wehren gegen die Entnahme und Speicherung unserer Daten, gegen Personenkontrollen, gegen die Ein-
schüchterung. Wenn ihr Erfahrungen mit Repression und DNA-Entnahmen gemacht habt oder euch mit dem Thema beschäftigen wollt, könnt ihr Kontakt zu uns aufnehmen:
dnaverweigern@riseup.net

Zum Schluss noch ein paar praktische Tipps zum Umgang mit Repression:

In Situationen nach Festnahmen versuchen die Bullen meistens auch, Leuten Fingerabdrücke abzunehmen und sie zu Aussagen zu überreden.

→ Macht keine Aussagen bei den Bullen! Ihr müsst das nicht machen und es schadet euch und/oder euren Freund_innen.

→ Wenn ihr euch stark genug fühlt, versucht eine schnelle DNA-Entnahme zu verweigern. Beruft euch zum Beispiel auf den richterlichen Beschluss.
Wenn ihr eine DNA-Entnahme nicht verhindern konntet, kann es sich lohnen im Nachhinein die Löschung der Daten zu beantragen. (Das gleiche gilt für die Abnahme von Fingerabdrücken.)

→ Wenn ihr festgenommen werdet, habt ihr das Recht jemanden anzurufen – ein_e Anwält_in kann euch vielleicht rechtlich weiterhelfen!

→ Auch wenn euch die Bullen mit allem möglichen drohen – macht euch klar, dass sie das tun, um euch Angst zu machen und versucht euch nicht einschüchtern zu lassen!

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